Mittwoch, 18. April 2012

Drachen auf der Motorhaube


Europas Autobauer präsentieren auf der Peking Motor Show hochkarätige Studien und neue Modelle. BMW setzt auf Emotionen mit dem i8 Spyder, Lamborghini zeigt ein SUV. Mercedes bringt den geschrumpften CLS, Citroën einen üppig-eleganten Luxuskreuzer.





















































































































































  Wes Brot ich ess, des Lied ich sing: Europas Autobauer brauchen die asiatischen Märkte wie die Luft zum Atmen. So umgarnen sie auf der Peking Motor Show (27. April bis 2. Mai) die Chinesen mit faszinierenden Studien, nagelneuen Modellen und exklusiven Sondereditionen.






 Zwar ist das Wirtschaftswachstum im Leitmarkt China zuletzt nicht mehr so dynamisch gestiegen, mit 8,1 Prozent lag es im ersten Quartal 2012 unter den Erwartungen. Doch immerhin können Volkswagen, BMW, Ferrari und Co. im Reich der Mitte im Gegensatz zu ihren Heimatmärkten langfristig ein stabiles Wachstum und stetig nachwachsende Käuferschichten erwarten.

BMW mit langem Dreier

Die Liste der Highlights in Peking ist lang. BMW will mit dem i8 Spyder pure Emotionen und Lust aufs Auto wecken. Der offene Hybridsportler entspricht im Interieur schon weitgehend dem Serienmodell. Mit einer Systemleistung von 354 PS dank Benzin- und Elektromotor spurtet die Münchner Flunder in fünf Sekunden von 0 auf 100 km/h.
Nicht ganz so schnell, aber deutlich geräumiger ist die Langversion des BMW 3er, die extra für den chinesischen Markt gebaut wird. Sie ist elf Zentimeter länger als ein normaler 3er. Ebenfalls Premiere feiert die Hybridversion ActiveHybrid3.

Ferrari zeigt Sonderedition

Vor den zahlungskräftigen chinesischen Kunden verbeugt sich Ferrari. Die Italiener verkaufen seit 20 Jahren Autos in China und feiern das mit einer auf 20 Exemplare limitierten Sonderserie des 458 Italia. Der in der Farbe „Marco Polo Rot“ lackierte Renner hat einen goldenen Drachen auf der Motorhaube.
Der ist in China ein beliebtes Element für Verzierungen, noch dazu ist gerade das Jahr des Drachen. Auch die Felgen und viele Zierelemente glänzen in Gold.

Sportlichkeit ist angesagt

Bei Mercedes soll der CLA für Aufsehen sorgen, eine Art Mini-CLS auf der Frontantriebsplattform der neuen A-Klasse. Der Wagen dürfte später auch mit Allradantrieb und natürlich als aufgepumpte AMG-Version zu haben sein. AMG-Chef Ola Källenius hat schließlich schon angekündigt, dass seine Hochleistungsschmiede die neue A-Klasse in die Mangel nehmen wird.
Ebenfalls die Power-Fraktion bedienen soll der Porsche Cayenne GTS. Der größte Eyecatcher kommt jedoch aus Italien: Lamborghini enthüllt in Peking seine lang erwartete SUV-Studie.

Citroën positioniert sich

Citroën stellt einen echten Straßenkreuzer ins Rampenlicht, die Studie „Numéro 9“ mit Plug-In-Hybridantrieb. Der Wagen könnte als DS9 die Serienreife erlangen und soll zudem den Start der DS-Reihe in China medienwirksam begleiten.
Die Franzosen wollen dort ihre DS-Modelle mit eigenen Showrooms als neue Premiummarke etablieren. Eine weitere DS-Limousine sowie ein SUV sind in Planung.

Chinesische Modelle

Die Chinesen haben ebenfalls eine Reihe von Studien im Gepäck. BYD zum Beispiel zeigt laut chinesischer Medienberichte die Hybridstudie Qin. Haima Auto rollt die Coupé-Limousine Yao ins Rampenlicht. Bei Chery steht das TX SUV Concept im Mittelpunkt, ein kompakter Geländewagen.
Chery ist einer von Chinas größten Autobauern und auch einer der größten Exporteure. Im ersten Quartal 2012 verließen mehr als 35.000 Cherys chinesischen Boden.

Globale Marken in China erfolgreich

Egal aus welchem Land ein Autohersteller ursprünglich kommt – in China geht nichts ohne Joint-Ventures. Volkswagen zum Beispiel baut Autos mit der Shanghai Volkswagen Automotive Company und mit FAW-Volkswagen. Im ersten Quartal 2012 konnte VW in China mehr als 633.000 Autos verkaufen. Audi steigerte seinen Absatz um 40 Prozent auf 90.000 Fahrzeuge.
Auch die US-Autobauer profitieren vom stabilen Wachstum im Reich der Mitte. GM meldet gemeinsam mit seinen Joint-Ventures für das erste Quartal 2012 mehr als 745.000 verkaufte Fahrzeuge, ein Anstieg um knapp neun Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum. „Obwohl die Industrie insgesamt lahmt, hat GM das Wachstum auf seinem größten Markt behaupten können“, sagt Chinas GM-Präsident Kevin Wale. Eines der bestverkauften Modelle ist zurzeit der Buick Excelle, der auf dem Opel Astra basiert.

Neue Marke aus Kooperation

Durch Joint-Ventures entstehen auch ganz neue Marken. Nach mühevoller Vorbereitung bringt Daimler gemeinsam mit dem chinesischen Auto- und Batteriehersteller BYD die Elektro-Marke Denza auf den Weg. Der erste Stromer wird auf der Automesse in Peking enthüllt. Daimlers Asien-Chef Ulrich Walker hofft auf ein „weithin sichtbares Gütesiegel für das moderne Design und die fortschrittliche Technologie dieses innovativen Fahrzeugs, die bei den Kunden in China mit Sicherheit sehr gut ankommen wird“, so Walker. Das Serienmodell soll 2013 erscheinen.
Mit BYD hat sich Daimler zwar einen erfahrenen Partner an Land gezogen – die Chinesen testen seit Jahren in großem Stil Elektrofahrzeuge im Flottenbetrieb – aber auch einen problematischen. In den vergangenen Jahren machte BYD vor allem durch schlechte Verkaufszahlen von sich reden, der US-Start des Elektrovans E6 wurde immer wieder verschoben.